Russlands rückläufige Reserven
👉 Russische Zentralbank nimmt wöchentliche Publikation von Währungsreserven wieder auf
👉 Währungsreserven mit Rekordrückgang in den ersten beiden Kriegswochen
👉 Entwicklung der Währungsreserven nach Sanktionen weitgehend normal
Russische Fremdwährungsreserven seit Kriegsbeginn um insgesamt US$37Mrd. oder 5,5% rückläufig
Eine der ersten Maßnahmen der internationalen Staatengemeinde als Antwort auf die russische Invasion in der Ukraine war ein ganzes Bündel an Finanzsanktionen, zu dem auch das sogenannte Einfrieren der Währungsreserven der russischen Zentralbank gehörte.
Nachdem die russische Zentralbank ihre wöchentliche Publikation Anfang April wieder aufgenommen hat, ist es nun möglich zu prüfen, welchen Einfluss die Invasion der Ukraine sowie die Sanktionen auf die russischen Währungsreserven hatten. Wir haben daher unsere ursprüngliche Analyse aktualisiert:
Am 18.02.2022, also in der letzten Woche vor der russischen Invasion, betrugen die Fremdwährungsreserven US$643Mrd. Aktuell betragen sie per 01.04.2022 nur noch US$607Mrd. Die russischen Fremdwährungsreserven sind also seit Kriegsbeginn um US$37Mrd. zurückgegangen, nachdem sie sich zuvor seit März 2015 mehr als verdoppelt hatten und nahezu kontinuierlich angestiegen sind.
Stärkster 6-Wochen-Rückgang seit Beginn der Finanzkrise
Im 6-Wochen-Vergleich (also der Zeitraum seit Kriegsbeginn) zeichnet sich eine deutliche Tendenz ab: so verzeichnete die russische Zentralbank den stärksten Rückgang ihrer Fremdwährungsreserven seit der Finanzkrise 2008. Auch die Annexion der Krim hat nur zu einem vergleichsweise geringen Rückgang geführt.
Währungsreserven zu Kriegsbeginn deutlich rückläufig, nach Sanktionen weitgehend normale Entwicklung
Besonders auffällig ist der starke Rückgang der Währungsreserven zwischen dem 18.02.2022 und dem 04.03.2022. Die westlichen Staaten sanktionierten die russische Zentralbank bereits am 28.02.2022. Die russische Notenbank konnte dieses Zeitfenster aber anscheinend noch nutzen, um ihre Fremdwährungsreserven in den ersten beiden Kriegswochen um insgesamt US$34,7Mrd. zu reduzieren. Danach, also auch nach Inkrafttreten der Sanktionen, entwickelten sich die Währungsreserven in einer weitgehend normalen Bandbreite fort.
Russische Zentralbank nimmt Goldankäufe wieder auf
Aufgrund der vom russischen Staat erlassenen Restriktionen für Erwerb von Fremdwährungen fragten die privaten Haushalte vermehrt Gold nach. Der gestiegenen Nachfrage kam der Staat mit der Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Goldbarren entgegen. Zusätzlich hat die Zentralbank ihre Goldkäufe vorübergehend ausgesetzt. Nach einer kurzen Ankaufpause (15.03.2022 – 28.03.2022) fängt nun die Zentralbank wieder an, Gold zu einem festen Preis von 5.000 Rubel pro Gramm von den Geschäftsbanken zu erwerben und ihre Fremdwährungsreserven entsprechend aufzustocken.